Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Lastenradhersteller Babboe. 

Babboe Lastenrad
OceanProd / Depositphotos.com

Die niederländische Lebensmittel- und Konsumgütersicherheitsbehörde (NVWA) wies Babboe im Februar an, den Verkauf all seiner Lastenräder zu stoppen (wir berichteten). Grund dafür waren Sicherheitsmängel an den Rädern. Daraufhin stoppte das Unternehmen den Verkauf auch in Deutschland. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen Babboe, wie das manager magazin berichtet. Mitarbeiter:innen des Unternehmens sollen bewusst versucht haben, Missstände vor der Behörde zu verdecken. 

Unternehmen soll Probleme über Jahre kleingeredet haben

Dem Sender RTL Nieuws liegen demnach zahlreiche Dokumente, Fotos und Aufnahmen vor, die das Unternehmen belasten und die Vorwürfe erhärten, dass das Unternehmen die Probleme über das Sicherheitsrisiko seit Jahren versucht hat kleinzureden. Babboe soll die Behörden jahrelang darüber getäuscht haben, wie groß die Risiken der defekten Räder tatsächlich sind. Unter anderem sollen Mitarbeiter:innen vor Eintreffen der Behörden defekte Teile von Rädern in Containern oder Bussen versteckt haben. 

Ein Sprecher der NVWA nannte das Verhalten von Babboe „wirklich schockierend und geradezu ekelhaft“, die Sicherheit der Menschen sei dadurch ernsthaft beeinträchtigt worden. 

Versuchte Kündigung eines Whistleblowers

Zudem steht der Vorwurf im Raum, dass das Unternehmen versuchte, einem Mitarbeiter zu kündigen, weil er sich an die niederländische Whistleblower-Behörde gewandt und diese über „lebensbedrohliche“ Sicherheitsmängel an den Rädern informiert hatte. Zuvor soll er innerhalb des Unternehmens wiederholt Mängel an den Rädern gemeldet haben, die allerdings ignoriert worden. Er soll zum Schweigen gebracht und als „schwieriger Mitarbeiter“ dargestellt worden sein. In einem Urteil wurde Babboe allerdings dazu verpflichtet, den Angestellten weiterzubeschäftigen. 

Kosten in dreistelliger Millionenhöhe 

Nachdem bereits im Februar von RTL Nieuws über Missstände berichtet wurde, hatte der Mutterkonzern Accell die verantwortliche Geschäftsführerin Pippa Wibberley durch Gerard Feenema ersetzt. Zum gleichen Zeitpunkt wurde der Verkaufsstopp angeordnet und NVWA kündigte an, strafrechtliche Ermittlungen zu überprüfen. Auch kündigte Accell an, dass weitere Untersuchungen eingeleitet werden. „Wir halten es für wichtig, dass Signale von Mitarbeitern und Kunden ernst genommen werden und zu entsprechenden Maßnahmen führen. Dies hätte in der Vergangenheit schneller und besser geschehen müssen“, so Accell. 

Auch in Deutschland wurden die Räder von der zuständigen Behörde als gefährliches Produkt eingeschätzt. In den Niederlanden kündigte das Unternehmen an, die Räder von den Kunden abzuholen, in Deutschland können die Räder bei Fachhändlern überprüft und bei Bedarf gegen ein neues Rad oder ein Wertzertifikat eingetauscht werden. Allein in Deutschland und den Niederlanden waren rund 15.000 Räder von dem Rückruf betroffen, die Kosten sollen laut Insiderschätzungen bei bis zu 150 Millionen Euro liegen. 

Babboe sagte in einem Statement, dass sie aktiv und transparent mit den Behörden zusammenarbeiten wollen, „Dies steht im Einklang mit den Werten, für die wir stehen“. Sollten Mitarbeiter:innen tatsächlich die Behörden getäuscht haben, so distanziere sich das Unternehmen davon.

Artikelbild: http://www.depositphotos.com

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Geschrieben von Hanna Hillnhütter




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