Die Containerreederei Hapag Lloyd verzeichnet eine steigende Nachfrage nach Transportkapazitäten in der Seefracht. Doch diese haben sich verknappt.

Containerschiff
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Blickt man derzeit auf die Situation in der Containerschifffahrt, fühlt man sich etwas an die Hochzeiten der Corona-Pandemie erinnert: In den letzten Wochen kam es an wichtigen Drehkreuzen nicht nur zu Überlastungen, sondern – etwa in einigen chinesischen Häfen – auch wieder zu Schiffsstaus. Dadurch werden die Containerkapazitäten knapp. Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach den Transporten: Seit Anfang Mai beobachtet die deutsche Reederei Hapag Lloyd eine Zunahme der Buchungen. Der Chef der Reederei Maersk warnt vor Engpässen.

Mehr Buchungen für sichere Geschäfte zur Peak-Saison

Gründe für die höhere Nachfrage gebe es mehrere. Sie dürfte aber mit den Vorbereitungen für das Weihnachtsgeschäft zu tun haben. Unter anderem würden große US-Händler wie Walmart oder Target jetzt ihre Lager aufstocken. Reederei-Kund:innen würden auch Lieferungen vorziehen, damit sie in der Peak-Saison entsprechend vorbereitet sind – auch, weil man verbraucherseitig mit einer etwas höheren Nachfrage rechne. 

„Die Leute wollen auf der sicheren Seite sein“, sagte Hapag-Lloyd-Chef Habben Jansen laut der Nachrichtenagentur Reuters im Rahmen einer Presseveranstaltung. Es gebe Unsicherheiten, wie die zweite Jahreshälfte verlaufe. „Die ganze Situation wird nicht besser, weil alle anfangen, denselben Container zwei oder drei Mal zu buchen.“ 

Auch der Chef der Reederei Maersk, Vincent Clerc, rechnet mit Verzögerungen in den globalen Lieferketten: „Was die Situation in der globalen Lieferkette wirklich verschlimmern kann, ist dieser Ansturm auf die Kunden, bei dem jeder anfängt, mehr zu bestellen, als er braucht. Das führt zu diesem Peitscheneffekt“, sagte er der Financial Times. Jeder Versuch der Einzelhändler, ihre Waren früher zu erhalten, würde kontraproduktiv ausfallen: „Um Verzögerungen zu vermeiden, gibt es weitere Verzögerungen“, mahnt Clerc.

Krise im Roten Meer wirkt sich weiterhin auf die Preise aus

Die Spot-Frachtraten sind im vergangenen Monat um zwei Drittel gestiegen, heißt es weiter im Bericht der Financial Times. Zuletzt waren sie Anfang Januar aufgrund der Angriffe der Huthi-Rebellen aus dem Jemen auf höherem Niveau, weil Schiffe auf die Route über den Süden Afrikas ausweichen mussten. Die Frachtraten hatten sich im März und April eigentlich normalisiert. Die Situation im Roten Meer bleibt jedoch ein größerer Risikofaktor und führt in Kombination mit der hohen Nachfrage zu den neuerlichen Frachtratensteigerungen. 

 

Der Trend zu den Teuerungen soll anhalten, da beispielsweise auch Lieferungen aus der Industrie, die sich vor Zollerhöhungen sorgt, derzeit die Nachfrage nach Transportkapazitäten weiter erhöhen. Ob die Probleme so groß werden könnten, wie in Zeiten der Corona-Pandemie, bleibe abzuwarten. „Vor drei Monaten hätte ich gesagt, das sei nicht möglich. Jetzt würde ich sagen, es ist möglich, aber unwahrscheinlich“, so der Maersk-CEO Clerc. Er erwartet frühestens, ebenso wie Hapag-Llyod-Chef Jansen, erst zum Jahresende eine Entspannung. 

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Artikelbild: http://www.depositphotos.com

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Geschrieben von Hanna Behn

Kommentare

#1 MM 2024-06-11 16:01
Die ganze Sache ist von den Reedereien gewollt. Sie haben Schiffe aus dem Verkehr genommen und somit das Angebot künstlich verknappt. In der Corona-P(l)ande mie haben die Reeder gelernt, wie sie sich die Taschen füllen können. Jetzt wird lediglich dasselbe Kunststück reproduziert und ausgenutzt.



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