In Leipzig fallen derzeit zunehmend mehrere S-Bahn-Linien und auch einige Trams aus. Im öffentlichen Nahverkehr fehlt der Nachwuchs.

Tram vor Leipziger Hauptbahnhof
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Kann die Mobilitätswende gelingen? Ein aktueller Blick auf die Stadt Leipzig wirft Grundsatzfragen auf. Innerhalb einer Woche im Juli sind auf einer S-Bahn-Strecke in der sächsischen Metropole lediglich drei Fahrten erfolgt – geplant waren 260, 257 fielen aus. Für die Fahrten fehlte es an Personal – diese Information erhielten die Fahrgäste am Gleis, meldet die Tagesschau

Im konkreten Fall geht es um die Linie S10, die für mehr Fahrtmöglichkeiten in den Stadtteil Grünau sorgen sollte. Allerdings sei die Linie erst „nachträglich“ bestellt worden – wodurch es nun Probleme bei der Deutschen Bahn gebe, erläuterte der Vorsitzende des Zweckverbands für den Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL), Kai Emanuel, zu dem Vorfall. Demnach entsprächen solche Ausfälle auch nicht der Regel. 

Auch mit Blick auf die Straßenbahnen gibt es Probleme: „Wir sind ungefähr bei 90 Prozent der Leistung, die wir eigentlich fahren sollten“, so ein Sprecher der Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB). Vor allem, wer abends oder nachts mit der Tram fährt, merke die aktuellen Einsparungen. Von geplanten 160 Neueinstellungen in diesem Jahr habe man derzeit noch nicht einmal die Hälfte erreicht.

Personal fehlt bundesweit

Ein wesentlicher Aspekt für die Zugausfälle sei auch das fehlende Personal in den Stellwerken der Deutschen Bahn. Denn wenn diese unbesetzt sind, könne kein Zug fahren. 

Und die Besetzung dieser Positionen wird durch mehrere Faktoren erschwert: Die Fachkräfte vor Ort werden streckenspezifisch geschult, daher können sie dieselbe Arbeit nicht einfach so in anderen Stellwerken übernehmen. Auch gibt es auf einigen Strecken im deutschen Bahnnetz noch mechanische Stellwerke, die nur spezielle Fachkräfte betätigen können. 

Ein Personalnotstand in den Betrieben des öffentlichen Nahverkehrs ist bundesweit vorhanden. Das untermauern u. a. Zahlen aus dem Verband deutscher Verkehrsbetriebe: Rund 80.000 der derzeit etwa 152.000 Mitglieder werden in den nächsten sieben Jahren in den Ruhestand gehen. Der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmen (BDO) vermeldete beispielsweise im Februar, dass bis dato 7.800 Busfahrer:innen fehlten, bis zum Jahr 2030 werden es voraussichtlich 87.000 sein. 

 

Maßnahmen notwendig

Im Zuge der Einführung des Deutschlandtickets hat der Verkehr in Bus und Bahn zugenommen, der Verkehr habe sich bereits verstärkt auf die Schiene verlagert, zeigte etwa jüngst eine Untersuchung des Mobilfunkanbieters O2 Telefónica, allen voran der Pendlerverkehr würde zunehmen. Aber auch die Corona-Pandemie, die gestiegenen Kosten sowie die Klimakrise tragen nachdrücklich zu einer Veränderung des Mobilitätsverhaltens bei.

Reint Gropp vom Leibnitz-Institut für Wirtschaftsforschung in Halle erklärte laut Tagesschau, dass man den Personalmangel lediglich abmildern könne. „Wir können Maßnahmen ergreifen und zum Beispiel die Einwanderung von Fachkräften erleichtern“, erklärt der Wissenschaftler. Diese Forderung formulierten erst kürzlich auch die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften. Des Weiteren müssen Gropp zufolge auch Frauen und ältere Personen noch stärker am Arbeitsmarkt beteiligt werden.

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Geschrieben von Hanna Behn

Kommentare

#1 Ralf Breves 2023-08-14 17:52
Wie wäre es denn das zu digitalisieren das dort kein Mensch mehr sitzen muss?

In anderen Ländern gehts doch auch.



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