Missstände in der Paketbranche werden immer wieder aufgedeckt. Der Verband für Kurier-, Express- und Paketdienste BPEX hat jetzt die Beschäftigten zu deren Arbeitsbedingungen befragt.

Zusteller lädt Pakete aus Lieferwagen
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Gerade erst hat eine Untersuchung der zum Zoll gehörenden Arbeitseinheit Finanzkontrolle Schwarzarbeit erneut die problematischen Zustände in der Paketzustellbranche bescheinigt. Gewerkschaften kritisieren, dass allen voran Subunternehmen der Paketdienste und deren untergeordnete Auftragsstrukturen zu prekären Arbeitsbedingungen wie geringen Löhnen, fehlenden Pausen- und Ruhezeiten sowie Überstunden beitragen würden.

Aus Sicht des Bundesverbands Paket- und Expresslogistik (BPEX, früher BIEK) hätten jedoch „verschiedene politische und gewerkschaftliche Akteure verallgemeinernde Behauptungen zur Branche über die Köpfe der Zustellerinnen und Zusteller hinweg aufgestellt“. Und deren Aussagen würden zumeist „auf ausgewählten negativen Einzelbeispielen“ fußen. Eine eigens initiierte Umfrage unter den Beschäftigten würde indes ein anderes Bild ergeben: Die Zustellerinnen seien im Grunde zufrieden.

Mehrheit der Beschäftigten ist zufrieden

Laut der Umfrage unter rund 1.000 Zusteller:innen seien 84 Prozent der Befragten generell mit ihrer Arbeit zufrieden, bei 93 Prozent gilt das auch für den Arbeitgeber. Bei der Arbeitszeit waren 79 Prozent sehr oder eher zufrieden, beim Gehalt sind es 70 Prozent. 27 Prozent der Teilnehmenden bekommen den gesetzlichen Mindestlohn, 73 Prozent wird mehr gezahlt. 85 Prozent haben keine abgeschlossene Berufsausbildung – und damit sei die Paketbranche eine Möglichkeit, dass Geringqualifizierte einen Arbeitsplatz auf dem ersten Arbeitsmarkt erhalten, argumentiert BPEX.

Klar ist, dass die Paketzustellung ein Knochenjob ist: 44 Prozent erklärten, dass ihnen die Arbeit ein wenig zu schwer ist, 15 Prozent gaben an, dass sie die Arbeit als viel zu schwer empfinden.

Strittige Regelungen in der Postgesetznovelle

Anlass für die Umfrage des Verbands bietet vornehmlich eine anstehende Gesetzesänderung. Konkret geht es in der geplanten Postgesetznovelle um ein potenzielles Verbot der Subunternehmerstrukturen.

Die Befragung böte nun den „von zahlreichen geplanten Regulierungen der Politik potenziell Betroffenen“ erstmals die Gelegenheit, selbst Stellung zu diesem Thema zu beziehen, heißt es. So nahmen daran explizit keine festangestellten Zusteller:innen der Paketdienste, sondern Beschäftigte von den Vertragspartnern von Amazon Logistics, DPD, GLS, GO!, Hermes, nox und UPS teil. Zwei Drittel seien seit mehr als zwei Jahren in dem Beruf tätig. Auch wurde aus den Ergebnissen abgeleitet, dass sie sich ihre Tätigkeit als Zusteller:in selbst ausgesucht haben. Nur elf Prozent würden diese ausführen, weil sie keine andere Arbeit gefunden haben.

„Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass die politische und medial oft transportierte Wahrnehmung vom grundsätzlich ausgebeuteten Zusteller schlicht falsch und die Forderung nach einem Vertragspartnerverbot bei der Paketzustellung nicht gerechtfertigt ist“, kommentiert der Verbandsvorsitzende Marten Boselmann. Der BPEX hatte sich in der Vergangenheit bereits mehrfach gegen eine Verbotsregelung ausgesprochen. Für die Paketdienste seien die Subunternehmen „unverzichtbar“ und das Gesetz ein Versuch, ein Verbot von Vertragspartnerschaften durchzusetzen, so die Argumentation. Ob ein solches Verbot kommt, bleibt abzuwarten. Derzeit befassen sich Bundestag und Bundesrat mit der Gesetzesänderung und müssen noch darüber entscheiden. 

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Geschrieben von Hanna Behn




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